Dicke Backen, breite Reifen, heißer Turbo, aufwendiger Allradantrieb - viele quattros, Ikone der Audi-Technik, verglühten im Straßenkampf. Kein Wunder, dass der Grat zwischen solidem Pistenschreck und schrecklicher Kiste schmal ist -

Wenn Das aktuelle Sportstudio in den achtziger Jahren neben der allfälligen Fußball-Berichterstattung auch mal einen kurzen Beitrag über die Rallye-Weltmeisterschaft versendete, war für motorsportbegeisterte Jugendliche Prime-time: Endlich konnten sie den Joker ihrer Autoquartette, den Audi quattro, in wildem Drift über staubige Pisten heizen sehen.

Für besondere Phantasieschübe der starrenden Jungmänner sorgte obendrein, dass hier nicht nur bleiche Skandinavier am Volant zauberten, sondern pikanterweise auch eine verlockende Südfranzösin, deren dunkle Augen stets ein wenig spöttisch blickten. Das Traumatische an der Situation: Das schnelle Coupé war Galaxien vom eigenen Taschengeld oder Lehrlingsgehalt entfernt.

Das hinterlässt Spuren in der automobilen Seele - Heute leben Motorsport-Gläubige in Fernseh-Deutschland nicht mehr in der Diaspora. Die einstigen Schüler und Lehrlinge verdienen mittlerweile Geld, und der quattro ist zwischenzeitlich in erdnahe Preissphären eingetaucht - Grund genug, über den Traum von einst neu nachzudenken.

Mit dem supersportlichen quattro hatte Audi das Hosenträger-Image ab- und die Hosenträgergurte übergestreift. 1975 war Ferdinand Piëch als Vorstand der Fahrzeugentwicklung mit dem Versprechen angetreten, Audi aus biederen Niederungen in die automobile Oberklasse der Premium-Marken BMW und Mercedes zu liften.

Der 1980 präsentierte quattro setzte den Punkt hinter diese Aussage. Allein die Turboaufladung des Fünfzylinders umwehte die Aura des Rennsports; als besonderer Clou galt jedoch der permanente Allradantrieb, der bis dato nur tumben Geländewagen oder Exoten wie dem Jensen FF vorbehalten war und zusammen mit zwei elektropneumatisch geschalteten Differenzialen dafür sorgte, dass die 200 PS des quattro auch wirklich auf der Straße ankamen. Knapp 50.000 Mark kostete dieser Vorsprung durch Technik bei seiner Präsentation und bewegte sich damit preislich auf Porsche-911-Niveau.

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